
Ayurveda für die Darmgesundheit
Interview mit Andrea Heumann – Ernährungswissenschaftlerin und Ayurveda-Therapeutin am Rosenberg Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum
Immer mehr Menschen leiden heute unter Verdauungsproblemen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder einem aufgeblähten Bauch. Die moderne Forschung zeigt: Ein gesundes Mikrobiom im Darm ist entscheidend für unsere Abwehrkräfte, Stimmung und Vitalität. Auch im Ayurveda steht der Darm im Mittelpunkt der Gesundheit – allerdings mit einem anderen Schlüsselbegriff: agni, das Verdauungsfeuer. Welche Rolle agni spielt und wie pañcakarma die Verdauung heilen kann, erklärt Andrea Heumann, Ernährungswissenschaftlerin und Ayurveda-Therapeutin.
Andrea, derzeit wird viel über die Darmgesundheit und das Mikrobiom gesprochen. Wie sieht der Ayurveda dieses Thema?
Der Begriff Mikrobiom ist relativ neu, taucht also in den klassischen vedischen Schriften nicht auf. Der Ayurveda spricht stattdessen von agni, dem Verdauungsfeuer, als Grundlage für einen gesunden Darm. Das Prinzip ist: Nur wenn die Nahrung richtig aufgeschlossen wird, können die Darmbakterien sie optimal verarbeiten. Agni ist die Voraussetzung für ein gesundes Mikrobiom.
Wie hängen agni und Mikrobiom zusammen?
Agni sorgt dafür, dass die Nahrung vollständig verdaut und in feine Bestandteile zerlegt wird. Diese sind wiederum die Nahrung für unsere Darmbakterien. Ein starkes agni fördert also ein stabiles, vielfältiges Mikrobiom. Ist das Verdauungsfeuer jedoch zu schwach, entstehen unverdaut gebliebene Rückstände – im Ayurveda ama genannt. Diese belasten den Darm, fördern ungünstige Gärungsprozesse und können dann zu typischen Beschwerden wie Blähungen oder Trägheit führen.
Pañcakarma – Neustart für den Darm
Welche Rolle spielt pañcakarma bei der Regeneration des Darms?
Pañcakarma ist die zentrale Therapie, um den Darm zu reinigen und zu regenerieren. Die
Kur besteht aus drei Phasen: Vorbereitung, Haupt- und Nachbehandlung. In der Vorbereitungsphase werden eingelagerte Stoffwechselrückstände gebunden – zum Beispiel durch das Trinken von Ghee. Wärmetechniken und Massagen sorgen dafür, dass die Gewebe weich und gut durchblutet sind, damit sich Ablagerungen daraus lösen können. In der Hauptphase werden diese Toxine über Ausleitungsverfahren entfernt – etwa durch abführende Anwendungen oder Einläufe. Zum Schluss folgt die Aufbauphase, in der der Darm mit nährenden Einläufen und angepasster Ernährung gestärkt wird. So kann sich die Schleimhaut regenerieren und die Darmflora ihr Gleichgewicht wiederherstellen.
Ayurveda-Praxistipp
Was Sie für ein starkes agni tun können
- Morgens: Trinken Sie nach dem Aufstehen ein Glas heißes Wasser, um Ihr Verdauungsfeuer zu aktivieren.
- Regelmäßigkeit: Essen Sie zu festen Zeiten, mit 4–5 Stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten.
- Frisch & warm: Bevorzugen Sie frisch gekochte, leicht verdauliche Speisen.
- Klug würzen: Fenchel, Kreuzkümmel, Ingwer und Kurkuma stärken das Agni.
- In Ruhe essen: Vermeiden Sie Ablenkung, essen Sie achtsam und kauen Sie gründlich.
So unterstützen Sie Ihr agni täglich – und legen den Grundstein für ein gesundes Mikrobiom, einen klaren Geist und ein gutes Bauchgefühl.
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