Indien ist ein Land, das polarisiert. Entweder Du spürt den einzigartigen Spirit und liebst die besondere Art der Lebenskunst und Heilmethodik, oder Du möchtest der unverwechselbaren Mixtur aus indischem Chaos, Lärm und Smog so schnell wie möglich entfliehen.
Mich selbst fasziniert Indien seit über 30 Jahren und ich bin glücklich hier mit Ayurveda die Heimat meiner beruflichen und seelischen Erfüllung gefunden zu haben. Besonders die jährlich stattfindende Studienreise „Food as Medicine“ ist ein Highlight und Heimkommen in jeglicher Hinsicht.
Doch selbst für langjährig erfahrene Indien-Fans gibt es im Ursprungsland des Ayurveda und Yoga immer wieder Überraschungen und Herausforderungen…
So ist es für mich als auf ökologische Nachhaltigkeit getrimmte Bio-Deutsche immer wieder ein kleiner Schock zu erleben, wie besonders die selbst auferlegte Sparsamkeit im Umgang mit den natürlichen Ressourcen ist, im Gegensatz zu dem sich stetig wiederholenden „Willkommens-Aha-Effekt“ der indischen Großzügigkeit, Gastfreundschaft und Verschwendungslust. Bin ich mit meinen indischen Professoren und Freundinnen unterwegs, so wird im Restaurant stets viel zu viel Essen bestellt, überall das Licht brennen gelassen (wenn es Strom gibt) und niemals wird ein Glas ganz leer getrunken. Wer etwas hat und es sich leisten kann, der schwelgt in der Fülle und macht sich wenig Gedanken um Morgen.
Ob diese Freizügigkeit aus dem spirituellen Grundsatz „Je mehr Du gibst, umso mehr erhältst Du zurück“ oder aus reiner Nachlässigkeit geschieht, ist schwer zu beurteilen.
Doch auch in Indien erkennt die gebildete Bevölkerung immer deutlicher, dass es in Zeiten des Klimawandels und der Umweltverschmutzung nicht sexy ist, Raubbau mit der Natur zu treiben. Dafür liegen Mülltrennung und zertifizierten Bio-Produkten im Trend.
In diesem Sinne ist die deutsche Großzügigkeit in Sachen Bio-Bewusstsein, Nachhaltigkeit und Naturschutz auch in Indien ein Vorbild. Und mit der stetig wachsenden Nachfrage nach zertifizierten Bio-Gewürzen, Kräutern und Produkten wächst auch die politische und wirtschaftliche Lobby in Indien für die gemeinsame Wertschätzung der traditionellen Medizin mit Heilmitteln aus der Natur.
Wer Indien noch nie besucht hat, dem kann ich nur wärmstens ans Herz legen, eine Reise in dieses aufregende Land zu wagen. Es lohnt sich!