Ayurveda im Winter – Nichts für Asketen und Veganer

Manche von uns mögen beim Winter vor allem an unterschiedliche Formen von unerquicklichem Wetter mit nasskalten Schmuddeltagen, Graupelschauer, Nebelbänken und Glatteis denken. Doch aus ayurvedischer Sicht ist der Winter die Jahreszeit, in der Alkohol, Sex und gutes Essen der Gesundheit besonders gut dienen. So haben die dunklen Tage des Jahres auch ihre Vorzüge – vor allem wenn man schwere, deftige Mahlzeiten liebt. Denn Kohlgerichte, Bohneneintöpfe und Süßspeisen stärken an den kalten Wintertagen die körperliche Immunität und können weit besser verdaut werden, als zu einer anderen Jahreszeit. Wer weder vegan noch vegetarisch lebt, dem empfiehlt die ayurvedische Diätetik zusätzlich den verstärkten Konsum von Milchprodukten, Fleischsuppen und Honig, um die körperliche und mentale Belastungsfähigkeit zu steigern. Wer dies aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen nicht zu sich nimmt, dem wird dringend angeraten, auf eine vermehrte Nährstoff- und Fettzufuhr durch Nüsse, Samen und hochwertige Öle zu achten.

Und auch für andere Sinnesgenüsse ist der Winter die ideale Saison: In den ayurvedischen Schriften wird der Genuss von Alkohol und verstärkte sexuelle Aktivitäten ausdrücklich als gesundheitsstärkende Maßnahme für die kalten Monate des Jahres empfohlen. Besonders gesund ist es, den Abend mit einer entspannenden Ölmassage zu beginnen und anschließend ein heißes Bad zu nehmen, in dem wir eine heiße Milch mit Ingwer und Honig oder ein gutes Glas Rotwein genießen und uns anschließend liebevoll und zärtlich sexuell stimulieren und verwöhnen zu lassen. Warum das alles so ist, erklärt die Ayurveda-Medizin im Rahmen ihrer Lebenskunde Svasthavritta. Hier werden die Jahreszeiten ausführlich mit ihren Auswirkungen auf das körperliche und mentale Wohlbefinden beschrieben. Der Winter wird dabei in zwei Phasen unterschieden, der frühe Winter Hemanta Ritu von Ende Oktober bis Ende Dezember und der späte Winter Shishima Ritu von Dezember bis Ende Februar.

Im frühen Winter von November bis Dezember, wenn sich unsere Einkaufsläden mit Lebkuchen, Nikoläusen und Spekulazius füllen, ist das Schlemmen für die Gesundheit erlaubt. Der ansteigende Wind der frühen Wintermonate entfacht ein starkes Verdauungsfeuer, das uns schwere Nahrung leicht verbrennen lässt. Gleichzeitig steigt aber auch das Vata-Dosha, was mit einer Schwächung der körperlichen und mentalen Belastungsfähigkeit ein her gehen kann. Deshalb sollten wir in den Monaten November und Dezember immer auf eine ausreichende Zufuhr von warmen, gekochten und aufbauenden Nahrungsmitteln achten, um nicht in Gefahr zu laufen, die eigenen Kraftreserven durch einen zu aktiven Stoffwechsel zu verbrennen. Um dies zu vermeiden, dürfen wir vor allem fettig-ölige Speisen sowie saure, salzige und süße Nahrungsmittel zu uns nehmen. Besonders empfohlen werden Milchprodukte, Reis und Honig.

Nach Weihnachten jedoch, wenn die späte Winterzeit beginnt, sollten wir mit der Futterei etwas vorsichtiger sein. Denn nun reduziert sich die Verdauungskraft und der Körper baut natürlicherweise mehr Kapha in Form von Schwere, Stabilität und Gewicht auf, um sich vor Kälte und Auszehrung zu schützen. Einerseits erhält unser Immunsystem mit dem vermehrten Kapha eine sehr gute Verstärkung gegen alle Auszehrungen des Winters, andererseits schlägt die Waage Alarm, weil sich die vielen nährenden Winterspeisen direkt im Gewicht wiederspiegeln. Doch solange noch der Winter vorherrscht ist die falsche Zeit zum Abnehmen. Der Organismus ist nicht gewillt, etwas von den mühsam erworbenen Pfunden loszulassen, solange noch das kalte und raue Winterwetter mit seiner Vata-erhöhenden Wirkung die Immunität strapaziert. Statt einer Diät zum Abspecken sollten der Januar und Februar lieber noch von regelmäßigen Ölmassagen, wärmenden Gewürzen und dem regelmäßigen Genuss von Milch, Ghee, Mandeln, Nüssen und Trockenfrüchten bestimmt werden.

Traditionelle Ernährungsempfehlungen der Ayurveda-Medizinschriften Charaka Samhita für den Winter:

Unabhängig von den typgerechten Symptomen der Erkältung gibt es aber auch eine wichtige Gemeinsamkeit: Immer dann, wenn ein Schnupfen oder eine Grippe im Anzug sind, ist auch der Stoffwechsel (Agni) geschwächt und neigt zur Bildung von Ama (unverdaute Stoffwechselrückstände), welches die Prana-Vaha-Srotas (Atemwegskanäle) blockiert. Dies führt zu einer Beschleunigung des Krankheitsprozesses und macht aus einem einfachen Schnupfen schnell eine infektiöse Erkältungskrankheit.

Jahres-zeitenzu bevorzugen sind:zu meinden sind:
Früher Winter– feuchte, saure und salzige Nahrung
– Milchprodukte
– Fleischsuppen
– Süßspeisen mit Zucker und Honig
– lauwarmes Wasser
– bei guter Verdauungskraft auch Alkohol
– trockene, kalte und leichte Nahrung
(nur wenig zu sich nehmen)
– Nahrungsmittel mit scharfen, bitteren oder zusammenziehenden Geschmack
(nur wenig zu sich nehmen)
Später Winter– feuchte, ölige, frische und
warme Nahrung
– süße, saure und salzige Nahrung
– tierische, schwere Produkte,
wie Lamm oder Rind
– Süßwasserfische
– kaltes Essen und Getränke
– Nahrungsmittel mit scharfen, bitteren oder zusammenziehenden Geschmack
(nur wenig zu sich nehmen)
-trockene, leichte und fermentiere Nahrung
– Wild und Hase
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