von Kerstin Rosenberg
Zucker, also der weiße Haushaltszucker, hat aus schulmedizinischer Sicht nicht viele Freunde. So sei Zucker zum Beispiel wesentlich verantwortlich für Adipositas, Diabetes oder das metabolische Syndrom. Wie sieht das der Ayurveda? Und wie hilft er, auf Zucker zu verzichten?
Die Rolle des Zuckers in der indischen Medizin
Wer schon einmal in Indien war oder die indische Küche kennt, der weiß, die Inder haben an sich keine Angst vor Zucker. Die typisch-indische Ernährung ist süß und verwendet den Zucker üppig.
Auch in der traditionellen indischen Medizin Ayurveda wird Zucker nicht per se als schlecht angesehen. Im Gegenteil: Zucker wird als energiespendend, nährend und geschmacksverbessernd beschrieben und wird medizinischen Rezepturen gegen Auszehrung, Erschöpfung oder Mangelerscheinungen zugegeben.
Die Eigenschaften von Zucker
Ayurveda beschreibt die Eigenschaften von Zucker als süß, kühlend, aufbauend und energiespeichernd. Menschen mit Übergewicht, Diabetes, Atemwegserkrankungen und anderen Beschwerden, die wir im Ayurveda einem zu hohen Kapha-Dosha zuordnen, sollten den Zucker natürlich weitgehend meiden. Doch ein bisschen Zucker ist selbst für diese Menschen wichtig, da er das Leben versüßt und die Psyche mit Glücksgefühlen und Zufriedenheit nährt.
Interpretiere Deine Zuckerlust richtig
Das große Problem von Zucker ist, dass er oft als Ersatzstoff für hochwertige und vitalstoffreiche Nahrung genommen wird. Immer dann, wenn wir unter Stress stehen und unser Verdauungsfeuer nicht in der Lage ist, die Nahrung gut aufzuschlüsseln und wir aus diesem Grunde unter Mangelerscheinungen leiden, reagiert unser Organismus mit Heißhunger nach süß. Essen wir nun zuckerreiche Süßigkeiten anstatt vitalstoffreiche Früchte, Nüsse und Gemüse, so betrügen wir unseren Körper und verstärken die Mangelsymptome. So sollten wir die Lust auf Zucker als erstes richtig interpretieren und dann die Speisen entsprechend auswählen.
Für Vata- und Pitta-Typen wirkt der süße Geschmack – und damit auch eine moderate Menge an Zucker – beruhigend und ausgleichend. Kapha-Typen hingegen sollten versuchen auf alle Arten von Zucker so weit wie möglich zu verzichten. Alternativ wird Honig für Kapha empfohlen.
Wie Ayurveda helfen kann, leichter auf Süßes zu verzichten
Sind Körper und Psyche ausgeglichen und der Stoffwechsel arbeitet gut, dann verspüren wir wenig Lust auf Zucker oder denaturalisierte Speisen. So hilft es generell, auf eine gesunde und hochwertige Ernährung zu achten, die täglichen Mahlzeiten in Ruhe und ohne Stress einzunehmen und die Speisen mit anregenden Gewürzen wie Ingwer, Kreuzkümmel oder Pfeffer leichter verdaulich zu machen.
Um Lust oder Heißhunger nach Süßigkeiten zu reduzieren hilft es nach meiner Erfahrungen sehr gut, wenn wir am Nachmittag zwischen 14.00 – 16.00 Uhr ein wenig süße Früchte – wie Trauben, Datteln oder Trockenfrüchte essen.
Ein kompletter Verzicht muss gar nicht sein
In der ayurvedischen Ernährung für gesunde Menschen ist eine Süßspeise ein wichtiger Teil eines gesunden und ausgewogenen Mittagessens. Es gibt also keinen Grund, komplett auf Süßes zu verzichten. Eine heilsamen Diät für kranke Menschen darf auch eine kleine Süßigkeit enthalten, doch diese besteht dann aus speziellen Rezepten mit Zutaten, die individuell auf den Patienten abgestimmt sind.
Ayurvedische Dessertempfehlungen
Im Ayurveda sind wir Fans von gesunden und nahrhaften Süßspeisen wie Mandelpudding, Mangocreme, Kichererbsenkonfekt oder Milchreis, welche mit verdauungsfördernden Gewürzen wie Zimt, Kardamom, Ingwer und Nelke fein abgeschmeckt sind.