„Was ist wirklich wichtig für mich?“

Ein Selbstversuch von Ayurveda-Therapeutin & -Dozentin Valeska Fischer

Nach einigen Wochen des sozialen Abstandes und Rückzugs in die eigenen vier Wände ist der Haushalt entrümpelt, alle Bücher gelesen und auch sonst alles erledigt, das der „normale“ Alltag nicht zugelassen hat.

Die jetzige Zeit lädt mich mehr denn je dazu ein, über die Frage „Was ist wirklich wichtig für mich?“ nachzudenken. Als Ayurveda-Therapeutin denke ich sofort an: Balance der Elemente, die Tagesroutine Dinacharya  und Puruṣātha – die Ziele des Lebens.


Als ich meine berufliche Tätigkeit noch nicht wieder aufnehmen durfte, habe ich beschlossen: Es ist Zeit für einen Selbstversuch. Es ist Zeit für die wunderbare Möglichkeit, meine regelmäßigen Empfehlungen an die Kunden zu überprüfen und mich in diese mit Neugier hinein zu fühlen.

Schritt 1: Balance der Elemente

Ich liebe es zu kochen. Da ich nun viel Zeit habe, gehe ich voller Achtsamkeit auf die von mir zubereitete Nahrung ein. Die ayurvedische Ernährungslehre hat mir ein ganz neues Verständnis vermittelt, wenn es um die Kombination von Nahrungsmitteln geht. Die Theorie habe ich intus. Wie sieht es da mit der Praxis aus?

Der Selbstversuch hier sieht so aus: Wie geht es mir heute? Wie steht es um das Gefüge der dośa? Welcher Geschmack (rasa) tut mir jetzt besonders gut, um Balance in meinem Körper zu erfahren?

Es macht mir Freude wirklich tief hinzuspüren, was mir mein Körper sagt, was ich wahrnehme. Danach wähle ich die Zutaten aus. Und glaub mir, hier ist Magie am Werk! So intensiv und lecker hat mein Essen schon lange nicht mehr geschmeckt.

Falls Du Dich für die Heilkraft der Nahrung interessierst: Die eAcademy der Rosenberg Europäische Akademie für Ayurveda bietet ein wertvolles und toll aufgebautes Programm, mit dem Du in dieses Thema tiefer eintauchen kannst.

Schritt 2: Tagesroutine

Im Arbeitsalltag war meine Tagesroutine in letzter Zeit oft auf das Wichtigste reduziert: Warmes Wasser nach dem Aufstehen trinken, Zähne putzen und Zunge schaben. „Das ist die Detox-Kurzvariante“, habe ich mir immer liebevoll selbst gesagt. Doch nur die Selbsterfahrung macht es für mich möglich, die Kunden authentisch beraten zu können. Deshalb hier mein Selbstversuch: I can do it daily 😉

Auch wenn ich keine Termine habe, steht ich jeden Tag früh und zur gleichen Zeit auf. Und… Tadaaa meine innere Uhr funktioniert wieder.
Meine Rituale im Badezimmer haben sich ausgedehnt auf Ölziehen, das Nasenspühlen mit dem Nethikännchen und das Ölen der Nasenschleimhaut mit meinem Lieblingsnasya-Öl Anutailam.

Die Sinnesorgane sind feiner geworden, was ich zur Zeit nur begrüße. Die feinen Düfte und Nuancen des Frühlings, die in der Luft liegen, sind es alle Male wert.

Und das Beste ist die tägliche Ölmassage! Mal öle ich mich morgens und mal abends, anschließend lege mich in eine schöne warme Badewanne. Da fühle ich mich dann wie eine Königin. Was mir besonders gut gefällt, bei diesem Ritual, ist die Zeit, die ich ganz mir selbst widme. In einer von Leistungsdruck geprägten Zeit, entschleunigt es mich ungemein. Auch angstvolle Gedanken verschwinden wie im Nuh, sobald meine Nase den Duft und meine Haut die Wärme des Öls wahrnehmen.

Es ist wahr, das Öl umhüllt mich wie ein Schutzmantel, nährt mich und bringt für mich alles in Ordnung. Als ob ich danach einen Filter um mich habe, der das Leben nur in angenehmer Intensität zu mir durchdringen lässt. In mir kehrt Ruhe ein. Und da finden meine leisen Gedanken den Raum, um zu wachsen und zu erblühen. Ich bin in meiner Mitte, meine Seele ist zufrieden.

Das führt mich zu dem dritten Punkt und zurück zum Anfang dieses Beitrags.

Schritt 3: Puruṣātha – 4 Ziele des Lebens

Ich habe diese auferlegte Auszeit genutzt, um in die Ruhe zu kommen. Das hat mir erlaubt, wieder wahrzunehmen, was es bedeutet, respektvoll mit mir selbst umzugehen und was es heißt, die Verantwortung für mich selbst zu übernehmen. Das ist ein herrliches Gefühl! Es bringt mir Kraft und Selbst-bewusst-sein. Und das Wichtigste: Klarheit. Mit diesem inneren Gefühl der Verbundenheit mit meiner Essenz lassen sich die Fragen meines Lebens beantworten.

Meine persönliche Interpretation von Puruṣātha ergab folgende Fragen:

Dharma (Sinnhaftigkeit)

  • Mit was gehe ich in Resonanz?
  • Lebe ich selbst-bestimmt?

Artha (Wohlstand)

  • Welche Erfahrung wollt ich ich schon immer mal machen? (Ich habe mir eine Top 10 Liste erstellt und war überrascht.)
  • Was lässt mich ein Gefühl der Fülle erleben?

Kama (Wünsche, Liebe)

  • Welche tiefen Herzenwünsche habe ich? (Da hab ich mir gegönnt 3 Stück aufzuschreiben)
  • Welche Bedürfnisse habe ich?

Moksha (Lossagung)

  • Was gibt mir ein Gefühl von innerer Freiheit?
    • Was ist mir nicht mehr dienlich? Glaubenmuster, Job, Beziehungen, …
    • Von was oder wem möchte ich mich lösen, gar befreien?

Fühle Dich eingeladen sie auch für Dich zu nutzen, oder sie für dich anzupassen.

Das Ergebnis meines Selbstversuchs

Es hat sich für mich mehr als gelohnt, nochmals neugierig in die Welt des Ayurveda einzutauchen.

Neue Motivation für die kleinen und tief wirksamen Rituale zu spüren, die mich seit Langem begleiten und nachhaltig begeistert, ist ein wahres Geschenk an mich selbst.

Ich kann nur jedem empfehlen, diese Zeit zu nutzen, um sich neu auszurichten. Denn innere Freiheit, Klarheit und Achtsamkeit erschaffe ich selbst.

Ich wünsche Dir viel Inspiration und Muße-Zeit für Dich selbst. Bleib gesund!

Deine Valeska Fischer,
Ayurveda Therapeutin und Dozentin
 

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