…und für alle, die die ayurvedische Küche besser verstehen möchten
Tim Mälzer war bei uns zu Gast im AyurSoul Frankfurt! Wer am 14. März 2021 bei „Kitchen Impossible“ seinen Versuch miterlebte, ein ayurvedisch inspiriertes Menü nachzukochen, hatte viel Spaß! Sein verzweifelter Ausruf „Ich weiß bis heute nicht, was ayurvedische Küche ist!“ und die etwas wahllose Auswahl von Gewürzen können sicherlich viele ambitionierte Hobby- und Profi-Köche nachvollziehen, die sich noch nicht tiefer mit der Ayurveda-Ernährungslehre und Kochkunst auseinandergesetzt haben.
Gerne möchten wir den Anlass nutzen, um Licht ins Dunkle zu bringen und kurz erklären, was authentische Ayurveda-Küche wirklich bedeutet: Im Ayurveda, der traditionellen Medizin Indiens hat eine bekömmliche Ernährung mit regionalen und saisonalen Nahrungsmitteln einen hohen Stellenwert für die Gesundheit von Körper und Psyche. Ayurvedische Gewürze helfen, die Nahrungsmittel leichter verdaulich zu machen und werden den Speisen wohl akzentuiert in kleinen Mengen zugefügt.
Ein gutes Ayurveda-Menü sollte immer folgendes enthalten:
- 6 Geschmacksrichtungen (süß, sauer, salzig, scharf, bitter, zusammenziehend)
- 4 Formen (trinkbar, lutschbar, essbar, kaubar)
- 12 Nahrungsmittelgruppen in typgerechter Auswahl und Vielfalt
Nun konnten wir ja das schön anzusehende Menü von Tim nicht probieren… Doch die Vielfalt an Geschmacksrichtungen und Formen müsste ungefähr hinkommen, auch der Griff zum Ghee war intuitiv der bessere (anstelle des Kokosöls). Was jedoch Ayurveda-Kenner*innen direkt aufgefallen sein wird, war die etwas fleischlastige und gemüsearme Menü-Gestaltung des ayurvedisch inspirierten Gourmet-Kochs.
War dieses fleischlastige Menü wirklich Ayurveda?
Viele verbinden die ayurvedische Küche mit einer rein vegetarischen Kost. Doch schauen wir uns die alten Schriften des Ayurveda an, so entdecken wir hier sehr wohl auch den Einsatz von Fleisch, Fisch und Eiern. Das in der Sendung zubereitete Lammfleisch wird im Ayurveda als schwer, kalt und nahrhaft beschrieben. Durch die Zubereitung mit verdauungsfördernden Gewürzen und einem scharfen Chutney kann schwer verdauliches Fleisch – welches speziell im Winter zur Kraft- und Immunstärkung eingesetzt werden kann – besser verstoffwechselt werden. Doch als Zugabe noch einen Joghurt-Dip und Linsendal hinzuzugeben, wäre aus Sicht der traditionellen Ayurveda-Küche eher nicht empfehlenswert, da so viele unterschiedliche Proteine nicht miteinander kombiniert werden sollten. Besser wäre hier mehr Gemüse, wie zum Beispiel ein schöner Blattspinat mit vielen Bitterstoffen oder im Ofen geschmorter Kürbis.
Ayurveda und Sous Vide?
All die Tricks der gehobenen Gourmet-Küche wie z.B. das Garen im Wasserbad, lang eingekochte Brühen mit Wein und unterschiedlichen Soja-Soßen für spannende Texturen … all das kennt die klassische Ayurveda-Küche nicht. Hier lohnt es sich sicherlich, neue Fusion-Variationen auszuprobieren, um die ayurvedische Idee auf authentische Weise in die Gourmet-Küche zu integrieren.
Also Tim, falls du nochmals Lust auf Ayurveda hast, so bist du bei uns wieder herzlich willkommen!