Kerstin und Mark Rosenberg in Indien

Dieser Besuch wird uns in Erinnerung bleiben …

Mark Rosenberg wurde interviewt von Martin Rutishauser (HPS Luzern)
Kerstin und du, ihr wart vor einigen Wochen in Indien, auf Einladung der indischen Regierung zur Grundsteinlegung des WHO Global Center for Traditional Medicine.

Was ist das WHO Global Center for Traditional Medicine?

Die WHO hat sich entschieden, die traditionelle Medizin mehr zu fördern. Seit Jahren beobachtet die WHO die besondere Bedeutung der traditionellen Medizin-Systeme für die Menschheit unseres Planeten. Und während der Covid-Pandemie wurde einmal mehr die Wirksamkeit der traditionellen Verfahren, allen voran Ayurveda und Yoga, bei der Prävention und Therapie von Covid-19 in Indien sichtbar. Die Indische Regierung allen voran PM Narendra Modi und das Ministerium für AYUSH hat sich dafür eingesetzt, dass dieses neue WHO Zentrum in Indien entsteht, mit dann nationalen Satelliten in weiteren Ländern. Indien selbst unterstützt das Projekt mit 250 Mio. Dollar.

Was ist da die Rolle von Kerstin und dir?

Wir hatten die Freude, als zwei von sechs geladenen Europäern bei der Grundsteinlegung dabei zu sein. Dies verstehen wir als besondere Würdigung unseres langjährigen Engagements für die Verbreitung des Ayurveda in Europa. Wir hatten vor 12 Jahren die Freude, einmal den heutigen Prime Minister in einem persönlichen Gespräch kennenzulernen. Schon damals fragte uns Narendra Modi nach unserer Meinung, wie man den Ayurveda in ganz Indien stärken (damals gab es vor allem in Kerala Institute) und in der Welt verbreiten könnte.
Die indische Regierung sieht in Yoga und Ayurveda sogenannte Soft-Powers und so waren die Vertreter sichtlich stolz, das mit dem WHO-GCTM nun die «Welt nach Indien schaut und Indien seine Schätze mit der Welt teilen kann».

Wie war die Grundsteinlegung dieses Centers? Viel High Society? Stößt man da eigentlich mit Champagner an? Oder mit schönen Fruchtsäften?

Bei 40 Grad im Schatten macht Champagner keinen Spaß… Kühle Fruchtsäfte schon eher. Beides wurde nicht gereicht. Dafür genossen wir nach den Eröffnungsreden ein kleines sehr leckeres indisches Buffet (high tea) mit köstlichem indischem Chai. Dazu kommt ja noch, dass Gujarat – der Landesteil Indiens in dem das Center gebaut wird – ein sogenannter dry state ist, Alkohol also gar nicht erlaubt ist. Das hat dem netten Zusammenkommen der wichtigen Persönlichkeiten des Ayurveda und anderen traditionellen Theapiesystemen aber keinen Abbruch getan. Nach zwei Jahren Reisebegrenzung war die Freude groß, endlich wieder zusammenzutreffen und da ist dann nicht nur das förmliche «Namaste» sondern auch eine echte herzliche Umarmung angesagt.

Ein besonderer Gast war natürlich der Generalsekretär der WHO Dr. Tedros, der mit seiner gelungenen Eröffnungsrede die 1500 Zuhörer vor Ort und Zehntausende per Videostream weltweit begeisterte. Er stellte heraus: «Das Zentrum wird die Arbeit der WHO auf globaler Ebene ergänzen. Es wird sich auf Evidenz, Daten, Nachhaltigkeit und Innovation konzentrieren, um die nationale Politik zu unterstützen und die Nutzung der traditionellen Medizin für Gesundheit und Wohlbefinden zu optimieren».

Weshalb steht es eigentlich in Indien? Das Center beherbergt ja nicht nur Ayurveda-Medizin, sondern auch viele andere traditionelle Medizinal-Systeme?

Ja, es ist kein Zentrum für den Ayurveda, sondern für alle traditionellen Medizin-Systeme. Nachdem China in den letzten 20 Jahren die WHO in Punkto traditionelle Medizin mit seiner TCM dominierte (so zumindest die indische Sichtweise), war jetzt einmal Indien an der Reihe vorzutreten und freute sich, den Zuschlag erhalten zu haben. Das persönliche Engagement des indischen Prime Minister Narendra Modi hat da sicher eine wichtige Rolle gespielt.

Böse Stimmen könnten sagen: Braucht es in Zukunft nicht eher mehr Wissenschaft statt dieser traditionellen Medizin?

Das Ziel des WHO-GCTM ist ja gerade die evidenzbasierte Erforschung der traditionellen Medizin zu fördern und zu koordinieren. Auch das traditionelle Wissen um den therapeutischen Nutzen der Pflanzen, soll besser zusammengeführt und somit zum Wohle vieler genutzt werden. Der Erfolg des WHO Zentrums hängt letztlich aber auch von den Experten ab, die für die Leitung und die einzelnen Projekte dann gewonnen werden können. Die Hoffnung ist groß, dass unter dem Dach der WHO die Erfahrungswerte der traditionellen Medizin stärker ausstrahlen und Forschungsergebnisse breiter diskutiert werden. Ziel der WHO ist laut seines Generalsekretärs Dr. Tedros die Integration der traditionellen Medizin mit der modernen Medizin, die sich gegenseitig mehr befruchten sollen. Dr Tedros erinnerte daran, dass viele heute bekannte Therapiemittel ihren Ursprung in der traditionellen Medizin haben, so nannte er als Beispiel die Weidenrinde als traditionellen Ursprung für Aspirin.

Der Ayurveda nutzt ebenso seit Jahrtausenden Pflanzenstoffe für die Gesunderhaltung, welche heute in der modernen Pharmazie Einzug halten wie Curcumin, welches als Gelbwurz oder Kurkuma seit jeher bekannt ist. Ich bin mir sicher, dass der „Wissensdiebstahl“ der modernen Pharmazie bald deutlicher aufgedeckt werden wird und alsbald die Achtung für das Wissen der traditionellen Medizinsysteme öffentlich stärker zunehmen wird.
Wir fühlen uns mit der Ayurveda-Medizin jedenfalls ins keinster Weise altbacken unterwegs, vielmehr macht es uns weiterhin große Freude, die Wissensschätze des Ayurveda zu heben und sie an unsere vielen Schüler weiterzugeben. Das neue WHO Zentrum wird die weltweite Anerkennung der traditionellen Medizin fördern.

https://www.who.int/initiatives/who-global-centre-for-traditional-medicine

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