Ayurveda als Berührungskunst und Therapie
Ayurveda-Therapeuten arbeiten mit ihren Händen und setzen die sanfte Kraft der Berührung ein. Die Menschen wieder mit ihrem eigenen Körper in Verbindung zu bringen, kann auf vielen Ebenen heilsam sein und uns Halt geben in einer Welt, die immer virtueller und kopflastiger wird.
Petra Wolfinger und Valeska Rosenberg sind mit der Rosenberg Europäischen Akademie für Ayurveda und dem Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum verbunden. Im Interview geben sie uns einen tieferen Einblick in die ayurvedische Massage.
Was hat Euch an der Massage und Körpertherapie angesprochen, als Ihr in den Ayurveda eingestiegen seid?
Petra: Ich kam aus einem sehr erfolgsgetriebenen Beruf und lief damals noch 30 km die Woche. Dann schlug ich in Indien auf und die Massage war einfach komplett anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Die Therapeutinnen waren auf mich „konzentriert“, sie massierten in Stille und mit Hingabe, das war sehr intensiv. Es berührte und erreichte mich auf allen Ebenen.
Valeska: Meine erste Ayurveda-Massage war wie eine Offenbarung. Für mich war klar, dass diese Art der Berührung die Menschen wieder zu sich nach Hause bringen kann. Und ich erkannte meine Berufung, die Ayurveda-Massage zu erlernen, um sie mit der Welt zu teilen.
Wie profitieren Klienten von einer ayurvedischen Massage oder Ölanwendung?
Petra: Zum einen ist ein traditionelles, mediziniertes Ayurveda-Öl reich an ayurvedischen Heilpflanzen, die wie eine „Dorfapotheke“ direkt auf den Körper und die entsprechenden Doshas einwirken. Zum anderen verläuft die Massage entlang der Nadis, also Energiebahnen, gleicht aus und balanciert das hormonelle System. Oxitocin wird ausgeschüttet, das Glückshormon.
Valeska: In einer Massagebehandlung ist Raum, um sich mit Fragen zu beschäftigen wie „Was brauche ich? Was will ich? Wer bin ich?“. Das führt viele Menschen zurück zu der persönlichen Vision für ihr Leben, sie können sich wieder ausbalancieren und bekommen Klarheit. Auf der körperlichen Ebene lösen sich oft lange angestaute Verspannungen. Es ist erstaunlich, welche Wirkung sich mit so wenig erzielen lässt.
Was macht eine gute Behandlung aus?
Petra: Die Präsenz. Wenn ich mit meiner ganzen Aufmerksamkeit bei der KlientIn bin, dann kann ich wahrnehmen, dann kann ich mein Bestes geben.
Valeska: Ja, die Achtsamkeit ist das Wichtigste. Dadurch wird das Richtige genährt, der behandelte Mensch kann in die Fülle gehen und daraus Kraft schöpfen.
Bei einer ayurvedischen Massage kommt man sich ja sehr nah. Einige Teilnehmende haben vielleicht Bedenken, fremden Menschen auf diese Weise zu begegnen. Wie geht Ihr als Ausbilderinnen damit um?
Valeska: In der Ausbildung führe ich die Teilnehmenden ganz behutsam an das Thema heran, so dass sich jeder wohlfühlt. Wir beginnen damit, hineinzuspüren: Wie fühlt es sich an, selbst anzufassen bzw. angefasst zu werden?
Petra: Oft steckt ja die Sorge dahinter, über die „Berührung“, etwas „aufzurühren“. Im Unterricht bereiten wir uns liebevoll und langsam vor, machen uns bewusst, dass unsere Hände ein großes Wissen in sich tragen. Wenn wir mit dem Herzen dabei sind, entspannt sich vieles schon nach dem ersten Tag, alles erscheint leicht und möglich.
Was möchtet Ihr den Schülern der Akademie mit auf den Weg geben?
Petra: Liebe das, was du tust. Tue nur das, was du kannst (und gelernt hast).