Alle reden über das Wetter! Und tatsächlich spielt die saisonale Temperatur- und Wetterlage eine große Rolle für das körperliche und psychische Wohlbefinden. Dabei ist es immer wieder spannend, zu beobachten, wie sich das Wetter auf unser Gemüt und die Gesundheit auswirkt: Kaum klettern die Temperaturen nach oben, so steigt auch das Stimmungsbarometer. Die Verdauungskraft und die damit verbundene Leistungsfähigkeit sinken jedoch merklich, wenn die Temperaturen ansteigen. Um das auszugleichen, helfen die Ernährungstipps der ayurvedischen Ritucarya-Lehre vom gesunden Leben nach den Jahreszeiten.
Die Berücksichtigung der saisonalen und regionalen Faktoren für eine gesunde Ernährung steht nicht nur im Ayurveda hoch im Trend. Auch unsere heimische, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Bio-Bewegung gibt sich alle Mühe, um regionale Vertriebswege, Hofläden, Gemüsekisten-Lieferdienste und das Einkaufen auf Wochenmärkten sexy zu machen. Und wer Desha (Ort) und Kala (Zeit) in seinem täglichen Speiseplan berücksichtigt, hat bereits 2 von 8 Faktoren gesunder Ayurveda-Ernährung richtig gemacht.
Um die Ritucarya-Regeln für ein gesundes Verhalten entsprechend der Jahreszeit richtig zu interpretieren, lohnt sich ein Blick zu unseren eigenen Wurzeln. Die in Indien bekannterweise unterschiedlich ausfallenden Jahres- und Tagesszeiten lassen sich nicht 1 zu 1 auf unsere hiesigen Bedürfnisse übertragen. Wobei wir uns jedoch durch die globale Klimaerwärmung immer weiter annähern.
Der Sommer ist Pitta-Zeit und alle pitta-ausgleichenden Tipps helfen, körperliche und mentale Reaktionen auf zu viel Hitze und Sonne auszugleichen. Vor allem die kühlenden Früchte, Gemüse und Gewürze – wie Melone, Gurke, Kokos, Fenchelsamen, Kardamom, Kurkuma und Koriander – dürfen regelmäßig verzehrt werden. Auch bittere Blattsalate und Gemüse sind empfehlenswert, da sie die Hitze und Säure von Pitta reduzieren und gleichzeitig die Verdauungskraft (Agni) stärken.
Doch Vorsicht: Bei Trockenheit sowie wechselhaftem Wetter mit vielen Unwettern und Temperaturschwankungen geht auch das Vata nach oben, was sich nachteilig auf Immunsystem und Belastungsfähigkeit auswirkt. Die „echte“ Sommerernährung für unsere Zeit sollte also eine pitta- und vata-ausgleichende Kost mit agni-stärkender Qualität sein:
1. Natürlich süße und bittere Speisen bevorzugen. Vor allem süße Sommerfrüchte, Blattsalate, Spinat, Artischocken und viele frische Kräuter tun nun gut. Enthalten die Früchte auch etwas Säure, wie Beeren oder Aprikosen, so wirken sie zudem ausgleichend auf Vata.
2. Kaltgepresste Öle helfen gegen Trockenheit und stabilisieren Vata und Pitta. Besonders Ghee, Olivenöl und Kokosfett sind ideale Sommer-Fette, die bei Anti-Pasti, Currys und beim Grillen nicht fehlen dürfen.
3. Wer eine empfindliche Haut hat, sollte bei Eiscreme vorsichtig sein. Besonders wenn heiß und kalt (Eis mit heißem Espresso) oder milchig und sauer (Milcheis und Fruchtsorbet) kombiniert werden. All das belastet Rakta Dhatu, was die Neigung zu Haut- oder Herz-Kreislauf-Beschwerden verstärken kann.
Gleichzeitig gilt zu beachten, dass unsere europäischen Sommertage viel länger hell sind, als die in Süd-Ost-Asien beheimatete Ayurveda-Lehre es kennt. Dies hat den Vorteil, dass unser Abendessen auch auf die späteren Abendstunden verlegt werden kann. In den kühleren Abendstunden werden Verdauungskraft und Appetit wieder stärker, so dass wir im heimischen Sommer auch nach ayurvedischen Regeln die Hauptmahlzeit am Abend einnehmen können. Allerdings, wenn möglich, vor Sonnenuntergang, denn alles, was noch später gegessen wird, wirkt sich belastend auf den Regenerations- und Erneuerungsprozess in der Nacht aus.
Ideen für die mediterrane Ayurveda-Sommerküche gibt es viele und ayurvedische Gewürzmischungen, wie Italian Curry, Surya Provence und Enjoy Pitta, sind ideal für die leckere Sommer-Küche.