Mittlerweise sind sich die Experten einig: Stress ist der schlimmste Feind unserer Gesundheit. Bluthochdruck, Migräne, Schlafstörungen, Rückenschmerzen und ein schwaches Immunsystem… viele Alltagsbeschwerden, unter denen wir leiden, haben ihre Ursache darin, dass wir uns genervt, gereizt und überfordert fühlen. Dabei Stress lässt nicht nur den Körper altern und erhöht die Disposition für Diabetes, Allergien, Übersäuerung oder Tinnitus. Nein, Stress ist auch ein Killer für unsere Libido, Glückshormone und Selbstzufriedenheit.
Typgerechtes Stressmanagement
Ayurveda betrachtet jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit. Dies gilt auch für ein typgerechtes Stressmanagement. Denn je nach dem, ob wir mehr Vata-, Pitta- oder Kapha-Anteile in unserer Persönlichkeit verankert haben, reagieren wir unterschiedlich auf die körperlichen und mentalen Belastungsfaktoren.
Kennen wir also unseren eigenen Konstitutionstyp, so können wir unsere Lebensweise entsprechend der persönlichen Stärken optimieren und die veranlagten Schwachpunkte ausgleichen. Mit typgerechten Verhaltensweisen fördern wir das körperliche, geistige und seelische Gleichgewicht, welches die Basis für ein langes und gesundes Leben darstellt. Und mit der richtigen Ernährung, Gewürzen und Kräutern bietet Ayurveda eine umfangreiche Hausapotheke gegen stressbedingte Beschwerden.
Flucht, Angriff oder doch lieber verkriechen im Schneckenhaus?
Die prägenden Muster der individuellen Konstitution führen immer wieder zu bestimmten Verhaltensweisen, wie sie unserer „Urnatur“ durch die konstitutionsgeprägte Reaktion der Hormone, Reflexe und Sinnesorgane als beste Strategie zum Überleben erscheinen.
So ist es aus ayurvedischer Sicht auch eine Frage der individuellen Grundkonstitution (Prakriti), wie wir auf die inneren und äußeren Stressfaktoren reagieren und wie lange wir auch unter andauernder Stressbelastung gesund und leistungsfähig bleiben können.
Vata-Typen reagieren auf Stress mit dem klassischen Flucht-Mechanismus. Fühlen sich Vata-Typen von einer Situation überfordert, so verlässt sie der Mut, die Kraft und der klare Sachverstand. Egal ob Sie unter Beziehungsstress, Prüfungsstress oder einfach nur zu viel Arbeit leiden, es fällt nun schwer, sich den Konflikten dieser Situationen zu stellen, sich klar zu formulieren, durchzusetzen und die eigenen Interessen zielführend zu verfolgen.
Vata-Menschen fühlen sich häufig überfordert, leiden unter Ängsten, Sorgen, Zweifeln und Unsicherheit. Die täglichen Aufgaben erscheinen nun wie ein unüberwindbarer Berg an Herausforderungen, die nicht zu bewältigen sind.
Pitta-Typen reagieren auf Stress mit dem klassischen Angriffs-Mechanismus. Gerät die Pitta-Konstitution in Bedrängnis oder unter Druck, so erfolgt direkt eine Kampfansage mit Ärger, Beschuldigungen, Vorwürfen und Drohgebärden gegen den Stress-Erzeuger aber auch gegen sich Selbst. Dabei steht die Frage „Wer ist Schuld an dem Problem? “ oft vordergründig im Fokus und führt zu emotional aufgeladenen Auseinandersetzungen anstatt zu sachlichen Lösungsansätzen.
Andererseits sind Pitta-Typen auch kühne Strategen, die auch unter Stress schnell reagieren können, sich durch Führungskompetenz auszeichnen und sich durch Mut, Verantwortungsbewusstsein und Entscheidungsfreudigkeit auszeichnen.
Aufgrund ihres hohen Selbstanspruches und dem Hang zur Perfektion setzen sich viele Pitta-Typen permanent selbst unter Stress und betrachten die Dinge aus einer kritischen und pessimistischen Perspektive. Ihre Lösungsstrategie ist stets handlungs- und leistungsorientiert, was dazu führt, dass sie unter Stress das ehrgeizig verfolgte Arbeitsvolumen stetig steigern, anstatt Ruhe, Entspannung und Mäßigung zu suchen.
Kapha-Typen reagieren auf Stress mit Erstarrung und Handlungsunfähigkeit. Werden sie von einer Stress-Situation überwältigt, so fühlen sie sich erst einmal wie gelähmt und sind losgelöst von ihren Empfindungen und verbaler Ausdrucksfähigkeit. Erhöht sich nun der Druck von Außen, da sich unerledigte Arbeiten, nicht bestandene Prüfungen oder ungelöste Probleme anhäufen, so verkriechen sie sich immer tiefer in ihr schützendes Schneckenhaus.
Es fällt Kapha-Typen schwer, Probleme, Überforderungen und Mißerfolge einzugestehen, darüber zu sprechen und andere um Hilfe zu bitten. So lange wie möglich versuchen sie „den Schein aufrecht zu erhalten“ und benötigen viel Zeit, um aktiv nach Lösungsansätzen zu suchen.
Mehr Anti-Stress-Tipps aus der Ayurveda- und Yoga-Therapie gibt es im neu erschienen Buch „Ayurveda gegen den Stress“ von Kerstin Rosenberg und Ulrike Kienzle, Urania Verlag.